Leistungsstark und vielseitig: „CEUS entwickelt sich ständig weiter“
Kontrastmittel-gestützter Ultraschall, kurz CEUS (aus dem Englischen: contrast enhanced ultrasonography), ist eine nebenwirkungsarme Diagnosemethode, die längst gleichberechtigt mit MRT und CT angewendet wird. Allerdings ist sie von der Erfahrung der untersuchenden Ärzte abhängig. Deshalb findet am 2. und 3. November an der Charité in Berlin ein praxisnaher Workshop statt, der Untersuchungstechniken und passende Indikationen vermittelt. Die Wissenschaftlichen Leiter des Workshops, Prof. Dr. Dirk-André Clevert, Prof. Dr. Thomas Fischer und Prof. Dr. Ulf Teichgräber, erläutern im Interview, was CEUS leistet und wie die Workshop-Teilnehmer profitieren.
CEUS, also kontrastmittel-verstärkter Ultraschall, hat sich etwa zehn Jahre nach seiner Einführung einen festen Platz im radiologischen Alltag erobert. Welche Vorteile bietet er gegenüber anderen Ultraschall-Anwendungen?
Die kontrastmittel-gestützte Sonographie ist heute tatsächlich aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Dies liegt vor allem an der technischen Entwicklung der Ultraschall-Systeme der letzten Jahre, die Technik ist robust einsetzbar und im Bereich der Diagnostik von fokalen Leberläsionen auch in größeren Studien evaluiert. Überall da, wo Wiederholungsuntersuchungen vermieden werden sollen, Kontraindikationen gegen jodhaltiges Kontrastmittel bestehen oder wo ein Herzschrittmacher eine MRT-Untersuchung verhindert, bietet die Methode eine sichere Alternative. Die diagnostische Aussagekraft ist dabei mit den beiden anderen Schnittbildverfahren vergleichbar. Natürlich nur dann, wenn der Patient sich gut untersuchen lässt. Bei einer massiven Lebersteatose sind CT und MRT überlegen. Diese geringe Einschränkung lässt sich aber einfach mittels einer unmittelbar zuvor durchgeführten B-Bildsonographie klären und betrifft nur einen kleinen Teil der Patienten. Immer neue Indikationsstellungen drängen in den Vordergrund, so die Notfalluntersuchung bei traumatischen Organverletzungen bei jungen, kreislaufstabilen Patienten. Sie ersetzt hier tatsächlich eine CT-Untersuchung. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen also vom Notfall bis hin zur molekularen Bildgebung. Diese so genannten target-spezifischen Mikrobläschen stellen Neoangiogenese selektiv dar und befinden sich derzeit in einer klinischen Phase II-Studie.
Kann der kontrastmittelverstärkte Ultraschall also mit anderen bildgebenden Verfahren mithalten?
Der CEUS kann nicht nur mithalten, er ist dabei auch noch durch eine besonders gute Verträglichkeit gekennzeichnet. Bei der Diagnostik des Leberzellkarzinoms (HCC – hepatozelluläres Karzinom) hat der CEUS bereits Eingang in die Richtlinien gefunden und kann nach der so genannten LI-RADS-Klassifikation gleichberechtigt mit MRT oder CT angewandt werden. Vorteilhaft sind hier sicher die geringeren Kosten des Verfahrens. Ein Manko bleibt allerdings die unzureichende kassenärztliche Vergütung, welche bei dieser innovativen Methode seit Jahren hinterherhinkt.
Was möchten Sie mit dem CEUS-Workshop erreichen?
Der Ultraschall generell, und eben auch der CEUS, sind untersucherabhängig. Nur mit entsprechender Qualifikation und Erfahrung kann diese Methode breitere Anwendung finden. Dabei ist auch der Stellenwert von CT und MRT zu berücksichtigen, denn nur da, wo der CEUS eine Untersuchung ersetzen kann, sollte er auch Anwendung finden. Doppeluntersuchungen sollten vermieden werden. Aus diesem Grund wollen wir mit dem CEUS-Workshop möglichst praxisnah Wissen vermitteln und dies mit einer Hospitationsmöglichkeit in einem CEUS-Zentrum abrunden.
Was genau wird im Workshop gelehrt – und können die Teilnehmer das Gelernte über die Hospitation hinaus festigen?
Unsere Kursteilnehmer sollen die Untersuchungstechnik generell und für verschiedene Indikationsstellungen kennen lernen. Dabei gibt es einen kurzen Theorieblock kombiniert mit einem interaktiven TED-System anhand konkreter klinischer Fälle. Wir bieten auch eine Führung durch das neu gestaltete Ultraschallzentrum der Charité an und zeigen, welche Voraussetzungen für die Etablierung des Verfahrens in der Routine zu schaffen sind.
Gibt es aktuelle Weiterentwicklungen der Methode, die auch beim Workshop gelehrt werden?
Der CEUS entwickelt sich ständig weiter. Integraler Bestandteil des Kurses sind beispielsweise Verfahren zur Quantifizierung der Anflutkurven des Kontrastmittels.
Sind weitere Workshops dieser Art geplant?
Der Workshop, kombiniert mit einer praktischen Hospitation, soll einmal jährlich angeboten werden, auch andere Standorte sind denkbar und werden in den nächsten Jahren einen solchen Kurs ausrichten können. In diesem Jahr soll mit dem Kurs das neu gestaltete Ultraschallzentrum der Charité vorgestellt werden, daher die Entscheidung für den Standort Berlin.
Gibt es bereits eine CEUS-Zertifizierung der DRG?
Das so genannte CEUS-Zertifikat wird gerade den Gremien der DRG vorgestellt, ist vom Vorstand der AGUS der DRG unterstützt und an die Mitglieder der AGUS kommuniziert. Wir hoffen, dass unser Zertifikat nach erfolgreicher Kursteilnahme kombiniert mit einer praktischen Hospitation zeitnah ausgegeben werden kann. Dieses Gütesiegel soll gerade den radiologischen Nachwuchs und gestandene Ultraschaller ermutigen, diese Methode rasch in ihren klinischen Alltag zu integrieren.
Wenn mehr Behandler diese Methode beherrschen, bedeutet das Ihrer Meinung nach auch, dass CEUS künftig eine größere Rolle im Versorgungsalltag spielen wird?
Die Entwicklung ist aus unserer Sicht nicht mehr aufzuhalten. Der kritische Zugang zur Methode und das Auseinandersetzen mit allen Modalitäten stellt dabei eine besondere Befähigung des Radiologen dar, welche wir auf diesem Wege stärken wollen. Das Verfahren ist kostengünstig, leistungsstark und nebenwirkungsarm. Es stellt zudem eine strahlenexpositionsfreie Alternative zur CT dar – allerdings nur dann, wenn doppelte Untersuchungen vermieden werden und die Indikationsstellung richtig gewählt wird.
Vielen Dank für das Gespräch!